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Einsamkeit

Mein Name, Wassilij Burgenkow, mein Alter, ich weis es nicht mehr. Irgendwann vor langer Zeit bin ich gestorben. So dachte ich wenigstens. Aber ich kann mich erinnern, ich denke also lebe ich noch! was ist mit mir passiert? Ich bin allein hier, gefangen in der Unendlichkeit. Irgend etwas Furchtbares muss passiert sein an jenem 24. März 1963. Genau um 14.18 Uhr ist die Funkverbindung zur Bodenstation in Bajkanor abgerissen. Die letzten Worte des (Genossen waren "schalten Sie die Korrekturdüsen 4/1 Alpha und 6/3 Rho für 3,7 Sekunden hoch, Wassilij". Ich gab mein OK und drückte die Knöpfe. Was dann geschah weis ich nicht, irgend Etwas muss schief gelaufen sein.

--Wie durch Schleier sehe ich das All, unbekannte Sternbilder und kein Anzeichen, kein Hinweis auf unsere Sonne oder gar die Erde. Ich überprüfe die Geräte und Anzeigen. Pausenlos funkt der automatische Sender SOS. Der Druckanzeiger steht auf Null, die Sauerstoffanzeige ebenfalls. Wahrscheinlich sind sie defekt. Die Borduhr zeigt den 14. August 1981 23.10 Uhr. Mehr als 18 Jahre fehlen in meiner Erinnerung und die Kapsel war für höchstens 3 Monate ausgerüstet. Wahnsinn! Ich muss wahnsinnig sein oder ich liege zuhause in Urgelsk und träume.

Nein, es kann kein Traum sein, ich weis ich bin wach. -- Da schlägt der Funkempfänger an, eine weiche, wohlmodulierte Stimme spricht in einer mir unbekannten Sprache. Ich gehe auf Sendung und melde mich mit meinem Namen, Dienstgrad und Auftrag. Da kommt die Stimme wieder, sie wiederholt: "Wassilij Burgenkow, Oberst der Sowjetarmee, Träger des höchsten Verdienstordens der Sowjetunion, bei der Durchführung eines bemannten Weltraumfluges, -- SWWOMPY DERK JUSP0 CHZARA KOLINKR WOZZWILLAR". Den Rest verstand ich nicht, aber es ist bestimmt keine Sprache unserer Erde. Ich lebe und habe Kontakt mit einer fremden Rasse. Eigentlich müsste ich es Bajkanor melden, aber Bajkanor antwortet nicht mehr. Ob sie mich hören, die Genossen? Das Funkgerät meldet sich wieder mit der Stimme des Fremden: "Sprache, machen bitte". Ich denke wenn ich den Fremden was erzähle kriegen die unsere Sprache mit und wir können uns gegenseitig verstehen. Vielleicht können sie mich dann auch retten. Ich rede einfach drauflos und erzähle was mir gerade einfällt. -- Seit Stunden spreche ich nun alles mögliche ins Mikrofon, ich rezitiere Gedichte und erzähle die alten Geschichten der Taiga, ich schildere meinen Lebenslauf und deklariere die Daten der amerikanischen und russischen Raumfahrtprojekte.--

Plötzlich tönt die Stimme wieder aus dem Lautsprecher, und jetzt in akzentfreiem Russisch: "Wassilij Burgenkow, Einsamer im All, Bürger des Planeten Erde, hier spricht Ubgar IV Raskr, Kapitän des Raumschiffes MK5276 von Wools, dem 4. Planeten der Sonne Vylios. Deine Rettung ist gekommen. Wir fanden deine Kapsel und haben sie mit unseren Tasterstrahlen untersucht, als du plötzlich zu dir gekommen bist. Wir freuen uns dir helfen zu können und bitten um die Erlaubnis deine Kapsel an Bord unseres Schiffes aufnehmen zu dürfen."

Ich kann vor Glück kaum sprechen und gebe stotternd mein Einverständnis. Ich spüre wie eine unbekannte Kraft die Kapsel in eine andere Richtung treibt. Auf einmal verschwinden die Sterne. Das feine Leuchten, das ich sehe muss die Hülle des fremden Raumschiffes sein. Da eine dunkle Öffnung und dann gleissende Helle. Der Druckanzeiger schnellt in die Höhe, Sauerstoff fliesst in die Kapsel, ich fühle mich so leicht. Ich spüre meinen Körper nicht mehr. Ich bin überall in der Kapsel und in einem Konturensitz sehe ich eine vertrocknete Mumie in einem Raumanzug. Die Stimme aus dem Lautsprecher meldet: "Aufnahmemanöver abgeschlossen". Die Stimme wird immer leiser. Ich höre noch wie sie erschrocken meldet: "Soeben verlässt ein Energiequant von wenigen Mikro-Elektronenvolt die Kapsel des Erdenmenschen." -- Stille -- In weiter Ferne sagt jemand: "Wir haben einen Toten geborgen............"

Ich bin frei, ich bin glücklich, ich bin schwach, ich bin unendlich..... bin ich noch? -- Nichts --.

Copyright © Paul Gisin                                                             03. Mai 1981


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